Mikroplastik im Tee: Teebeutel können große Mengen freisetzen | STERN.de

2021-11-26 06:58:03 By : Ms. Susan xu

Vermeiden Sie Plastikverpackungen, vermeiden Sie Wasser aus Plastikflaschen und kaufen Sie nur Kleidung aus Naturfasern: Es gibt viele Möglichkeiten, Mikroplastik im Alltag einzudämmen. Bis zu fünf Gramm davon nimmt ein Mensch laut WWF pro Woche auf – das entspricht in etwa dem Gewicht einer Kreditkarte. Woher kommt all dieses Plastik? Kanadische Forscher haben kürzlich eine mögliche Quelle für Mikroplastik untersucht, die in der Öffentlichkeit wenig diskutiert wurde: Tee. Genauer: Mikroplastik aus Teebeuteln.

Das Forschungsteam um Laura Hernandez von der McGill University untersuchte, wie viel Mikroplastik bestimmte Teebeutel in heißes Wasser abgeben. Im Fokus der Studie standen Teebeutel aus Kunststoff, wie sie häufig von Premium-Teemarken verwendet werden. Die Wissenschaftler schnitten die Beutel auf, leerten sie und übergossen sie mit heißem Wasser. Die anschließende Auswertung ergab: Aus einem einzigen Plastik-Teebeutel wurden rund 11,6 Milliarden Mikroplastikpartikel und 3,1 Milliarden Partikel im Nanobereich freigesetzt. Die Zusammensetzung der gelösten Partikel entsprach den Materialien des Teebeutels. Es bestand aus Nylon und Polyethylenterephthalat – einem Kunststoff aus der Gruppe der Polyester. Die Ergebnisse der Untersuchung veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift „Environmental Science & Technology“.

„Dass diese Teebeutel Mikroplastik ausstoßen, ist durchaus plausibel“, sagte Darena Schymanski vom Chemie- und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe der „NZZ“. "Aber wie viel das wirklich ist, ist unklar." Der Gutachter bemängelt, dass die Aussagekraft der Studie begrenzt ist. Bei der Untersuchung von Mikroplastik ist die Luftverschmutzung ein großes Problem - bis zu 33 Prozent des Hausstaubs besteht aus Mikroplastik. Um eine Kontamination zu vermeiden, müsste für die Auswertung eine sterile Werkbank verwendet werden. Aber das ist offenbar nicht passiert. Außerdem ist unklar, welcher Prozentsatz der Probe gemessen wurde. Die Extrapolation der Teilchenzahl ist zweifelhaft.

In Deutschland bestehen die meisten Teebeutel nicht aus Plastik, sondern aus Papier und anderen Pflanzenfasern. „Also ist man davon nicht betroffen – oder wahrscheinlich in geringerem Maße, wenn eine kleine Menge Plastik zur Verstärkung des Materials hinzugefügt wird“, schreibt „Ökotest“. „Klassische Zweikammerbeutel können etwas Plastik enthalten, Akkubeutel vor allem an der Klebenaht.“ Die in Europa verkauften Plastik-Teebeutel stammen oft von Premium-Marken und bestehen meist aus Biokunststoff (PLA). PLA ist biologisch abbaubar und wird aus Maisstärke hergestellt.

Ob und wie sich Mikroplastik auf die Gesundheit auswirkt, ist weitgehend unklar. Die Anreicherung von Mikro- und Nanoplastik in der Umwelt gebe "zunehmend Anlass zur Sorge", schreibt das kanadische Forscherteam. Kunststoffe gelten als chemisch sehr stabil. Herkömmliches Plastik zersetzt sich nicht oder nur sehr langsam und zerfällt in immer kleinere Teile, die sich in der Umwelt und in der Nahrungskette ansammeln. 

„Mit losem Tee sind Sie auf der absolut sicheren Seite“, schreibt „Ökotest“. „Und damit tun Sie auch der Umwelt etwas Gutes, da Sie unnötige Verpackungen sparen.“

Quelle: "Umweltwissenschaft & Technologie: Plastik-Teebeutel setzen Milliarden von Mikro- und Nanopartikeln in Tee frei" / Ökotest / Verbraucherzentrale / NZZ / Umweltbundesamt

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